MFH Braunkohlwanderung 2022

Wer will denn schon direkt von A nach B kommen?!
Auf auf zum fröhlichen Braunkohlwandern: Die Motorradfreunde Harsum genießen das Miteinander zu Fuß genauso wie auf dem Bock.

Endlich wieder Braunkohlwanderung, das traditionelle Jahres-Auftakt-Event der Motorradfreunde Harsum. So nennt sich die beliebte Bewegungsform in der Natur mit dem verlockenden Ziel, am Ende dampfenden braunen Kohl mit würziger Wurst und Kartoffeln zu genießen. Zum zwölften Mal, so erzählt Michael "Michi", der den Motorradfahrer-Kreis 2004 mit Robert auf die Reifen gestellt hat, trifft sich der harte Kern aus rund 25 Mitgliedern und macht sich auf Schusters Rappen auf den Weg. Die letzte Braunkohlwanderung war - aus bekanntem Grund - vor zwei Jahren.

Auch Petra ist an diesem eisig kalten, sonnigen Sonntag im März mit von der Braunkohl-Partie. Obwohl sie - wie die meisten der 14 Wanderer - später etwas anderes, nämlich Fisch, auf dem Teller hat. "Ich wollte endlich die anderen wiedersehen", erklärt die Bikerin ihr Dasein. Da ist jede Gelegenheit Recht. "Hauptsache dabei sein, weil's immer lustig ist", bekräftigt auch Markus. Denn die Idee von Michi und Robert vor 18 Jahren war eben kein rasender Verein "harter Kerle, die ihre Jacken auf den Boden schmeißen und Bier trinken", sondern ein lockerer Verbund von Menschen, die sich gut verstehen und miteinander etwas unternehmen wollen. Nicht nur mit viel PS und Gummiabrieb. So hat sich der harte Kern von Bikern und Bikerinnen zwischen 20 und 65 Jahren im vergangenen halben Jahr zum Saisonabschluss am Grill bei Michi im Garten und zur Weihnachtsfeier bei Baule in Harsum getroffen. Natürlich immer nach den vorgeschriebenen Corona-Regeln.

Diesmal nun geht's bei Michi, der seit 36 Jahren auf dem Bock sitzt, in Harsum los. Alle sind gut gegen Wind und Kälte geschützt. Nur Antje trägt keine Mütze: "Ich hab ja Haare", erklärt sie kokett. Und Monika reichen Stulpen statt Handschuhe. Für die Organisation zeichnet diesmal Stefan "Resi" verantwortlich. "Ich hab's einfach mal gemacht", erklärt er lapidar. Über die rege genutzte Gruppen-Whatsapp ist das als erstes vorgeschlagene Lokal wegen "zu teuer" abgewählt worden. Zum dritten Mal lockt nun der Lokschuppen in Algermissen. Das Essen ist bereits im voraus bestellt worden. Resi ist zufrieden - und kredenzt zur Begrüßung den Inhalt seines Rucksacks. Der ist gut bestückt mit Flaschen jeglicher Größe.

Zum Start und Aufwärmen werden die Kleinen herausgekramt und mit Schwung gegen einander gestoßen. Andere Clubmitglieder dagegen ziehen türkischen oder Granat-Apfel-Tee vor. Petra trägt um den Hals einen selbst genähten Schnaps-Glas-Behälter und hat Kaffeelikör im Angebot. "Den trink ich aber erst auf dem Rückweg", ulkt Harry. "Dann ist er nämlich alle", will er sich selber schützen. Das kommt dann allerdings doch ganz anders. Achim und Martina setzen auf selbst gebrannten Preißelbeergeist (Wasser mit rotem Saft). Antje kredenzt Haselnussschnaps. Und keiner merkt, dass sie zwar ausschenkt, aber selber nicht mittrinkt. "Klappt immer", erklärt sie verschwörerisch. Überhaupt ist sich die Gruppe einig, dass Alkohol keine große Rolle mehr spielt. "Wir entsprechen da nicht mehr dem Image", schmunzelt Michi. "Das war früher anders", sinniert Volker nicht ohne Bedauern. Achim tröstet: "Wir werden eben älter - und weiser." Auch Philosophie hat ihren Platz im Leben der MotorradfahrerInnen.

5,3 Kilometer sind laut Google Maps zu bewältigen. Dafür hat Resi zweieinhalb Stunden Zeit eingeplant - und so manche Pause. Denn immer warten viele Kreuzungen und Wegbiegungen, die jedes Mal zum Halt und zur Trinkpause einladen. Und weil Biker ja nicht von A nach B fahren wollen, sondern kurvige Umwege lieben, wird auch zu Fuß mal abgezweigt. 6,6 Kilometer stehen am Ende auf dem "Tacho" des Handys. Anderthalb Stunden wird gewandert, der Rest der Zeit gestanden, geplaudert, gelacht, Antjes Studentenfutter geknabbert. Und Ando und Michi zugeschaut. Der achtjährige Golden Retriever-Rüde Ando führt Kunststückchen vor. Ungeplanter Höhepunkt ist Schlabbern aus einer Pfütze Bier, die sich durch Umkippen einer Flasche auf dem Weg breit gemacht hat. "Ein echter Biker-Hund", wird denn doch wieder das alte Image vom alkoholgestählten Motorradfahrerclan heraufbeschworen. Allerdings lachend.

Gut gelaunt trifft die Gruppe gut zwei Stunden später am Lokschuppen ein und freut sich auf Burger, Schnitzel und Grünkohl. "Wie schön, dass wir alle zusammengekommen sind", stößt Michi mit Bier, Wasser, Tee und Cola an. Und freut sich - wie alle - auf das nächste Mal. Wahrscheinlich zur Saisoneröffnung im Mai. Nach reichlichem Speisen und Trinken brechen die Ersten auf zur Heimreise mit Zug und Auto. Nur die Härtesten machen sich wieder zu Fuß auf den Heimweg. Nochmal 5 km durch die Walachei. Gegen 17:00 Uhr kommen aber dann auch diese zwar erschöpft aber gut gelaunt wieder zu Hause an.

Wieder einmal ein gelungener Wandertag der MFH.