Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen

Motorradfreunde
Harsum!

Traditionen müssen gepflegt werden

Lecker und lustig: Motorradfreunde Harsum treffen sich wieder zum Weihnachtsstammtisch im Gasthaus Baule

Alle Jahre wieder... Die Motorradfreunde Harsum (MFH) sind eine Gemeinschaft mit einem Hang zu schönen Traditionen. Wie der 4-Tage-Tour, der Braunkohl-Wanderung und ja: dem Weihnachtsstammtisch. An einem frostig kalten Freitagabend heißt es deshalb wieder: auf zum Gasthaus Baule.

Nach einigen Krankheits-Ausfällen kuscheln sich letztlich zwölf MFH-Mitglieder im Jägerstübchen des Gasthauses, der auch gern für die Stammtische der Biker-Freunde und -Freundinnen aufgesucht wird. Michael "Michi" hat das gemütliche Event organisiert, bereits im Vorfeld konnte sich jeder "sein" Gericht aussuchen. Und so stehen - nach den Getränken - innerhalb von kürzester Zeit dampfend heiß Ente, Gnocchi, Rehrücken und Zander vor den hungrigen Gästen. Robert hat zuvor großzügig Schokoladen-Nikoläuse als Tischdeko verteilt, die nun mit den Weihnachtssternen konkurrieren.

Und auch wenn der Abend dem Spaß gewidmet ist - also keine Gedichte aufsagen und Singen -, müssen einige organisatorische Details geklärt werden. Zum Beispiel, wann die nächste Braunkohlwanderung wohin startet. Einigkeit herrscht über den Lokschuppen in Algermissen als Ziel: "Da hat's voriges Jahr super geschmeckt", findet nicht nur Petra. Und auch der 5. Februar ist schnell gefunden.

Bereits reserviert ist die 4-Tage-Tour: Nach dem Hochsauerland in diesem Jahr geht es 2023 vom 20. bis 23. Juli zur Rennsteighütte in den Thüringer Wald. Da spitzt Antje die Ohren: "Da bin ich ja schon in Rente", sinniert sie und meldet sich spontan noch an. Allerdings nicht mit dem Motorrad, sondern mit dem E-Bike. Denn einige der langjährigen MFHler haben in diesem Jahr beschlossen, dem wunderbaren Sound ihrer Motorräder zu entsagen und sich dem umweltfreundlichen Elektro-Schnurren zu verschreiben.

Weihnachtsstammtisch im Jägerzimmer des Gasthauses Baule, immer eine lustige Veranstaltung

Monika, Volker und Martina wollen gemeinsam im Auto fahren und die Tage im Thüringer Wald auf dem Rad verbringen. "Abends können wir uns dann gegenseitig erzählen, was wir erlebt haben", freut sich Achim, der seine neue BMW ausprobiert und Martina Fahrrad fahren lässt. Antje hat noch eine bessere Idee und bietet ihren VW-Bulli an, "dann können wir alle gemeinsam fahren". Und im Hänger kommen die Räder mit.

Antje wird ohne ihren Rembert mitfahren, denn der ist auf dreimonatiger Tour entlang der Seidenstraße. "Immer noch ohne Begleitung", klagt er. Volker glaubt zwar, dass es in "Mischpokistan" - wie er die Länder zwischen Turkmenistan, Usbekistan und Kirgisistan augenzwinkernd nennt - , kein Internet gibt. Aber Rempert will über eine spezielle App Kontakt halten mit Freunden und Verwandten in der Heimat und in kleinen Videos über Land und Leute berichten. "Ich bin gespannt", grinst Volker.

Und weil das Weihnachtessen soviel Spaß macht, schlagen Rembert und Antje spontan noch einen gemeinsamen Kino-Besuch in Avatar 2 vor. Gesagt, getan. Den Rest des Abends wird viel gelacht und die Themen reichen von Remberts Reise über die Aufnahme neuer Biker in die Gruppe bis zu alten Fernsehsendungen wie Raumschiff Orion, Bonanza und Daktari. Ein Abend, der beweist, dass Traditionen einen guten Grund haben. Auf Weihnachten 2023!

Martina Prante

Auch diesmal sind wieder Biker dazugestoßen, die noch nicht regelmäßig mit den MFH unterwegs sind. So wie Martin, der nach zehn Jahren Pause wieder einmal den Hauch von Freiheit auf seiner Victory Gunner verspüren will. Oder Michael auf einer Triumph Speed Twin, der erst einmal pausiert hat, nachdem er Vater geworden ist. Und jetzt ist er mit seinem Sohn Moritz (Honda CB 500) gemeinsam auf Tour. Motorradfahren verbindet eben über Generationen hinweg. Alle drei sind über einen Kontakt mit Sven, der selber erst im vergangenen Jahr zu den MFH gefunden hat, auf dieses Training aufmerksam geworden. Gemeinsam gilt es jetzt wieder, das Gefühl fürs Moped zu bekommen. Besonders wenn man, wie Michael und Martin, mehrere Jahre ausgesetzt hat. Aber auch der Rest der Truppe fühlt sich besser auf dem Moped, wenn alle Möglichkeiten fahrerisch ausprobiert worden sind.

"Die wichtigen Übungen sind die langsamen..." werden die Berufsfahrlehrer Nick und Markus, die das Training leiten, nicht müde zu betonen. Und wie wichtig, das zeigt sich darin, dass es sogar bei Profis wie Achim zu Bodenkontakt kommt: Er legt beim Schrittfahren seine BMW GS 700 auf die Seite. Aber Übung macht den Meister. Und so passiert es Achim nur einmal. "Ich fühl mich jetzt gewappnet." Schrittgeschwindigkeit, aus dem Stand eng nach links oder rechts abbiegen, oder einen Federball von einem Pylonen aufzunehmen und zehn Meter weiter wieder auf einem ablegen, ohne dass er runter fällt, sind nur einige der Geschicklichkeitsübungen, die bewältigt werden sollen. Aber auch Slalom, Ausweichen eines Hindernisses, Kreis fahren und Notfallbremsung werden geübt.

Für Verpflegung während des Trainings ist auch gesorgt. Getränke und kleine Snacks für zwischendurch stehen bei einer eigens mitgebrachten Bierzeltgarnitur unter einem Pavillon bereit.

In der Mittagspause geht es zu Markus in den Garten, der leckere Bratwürste und Brötchen kredenzt. Und am Abend freuen sich alle, den eigenen Schweinehund überwunden zu haben, sich auf dem Asphalt sicherer zu fühlen und auf die Freiheit, die ihnen nun um die Nase wehen wird.

Von Michael Vahrenholt